Ich liebe Flohmärkte sehr. Noch mehr liebe ich aber Dachböden. Denn während man auf dem Flohmarkt die Geschichte von Fremden kauft, findet man auf Dachböden die Geschichten der eigenen Familie. Als ich so ungefähr zehn Jahre alt war (und eine dicke fette Brille trug), durfte ich in der Dachkammer meiner Oma stöbern. Ich fand einen wahren Schatz: die alten Digedag-Comics meines Vaters. Kennt ihr die alten DDR-Comics aus dem Mosaik-Verlag? Ich habe sie verschlungen. Wieder und immer wieder. Am meisten mochte ich die Ritter Runkel-Geschichten. Und ich mochte die Idee, dass mein Vater genau diese Hefte auch schon gelesen hat. Genauso wie ich – auf dem Sofa, ganz vertieft. Also Papa, wenn du das liest: Was hältst du von der Idee, die Hefte mal als Leihgabe rauszurücken? Ich meine, wenn deine Enkel alt genug sind, die Digedags selbst zu lesen.
Bei meiner Schwiegermama habe ich neulich diese Schätze gefunden. Zugegeben: Im Moment sehen die Teile noch etwas ramponiert aus. Aber ein wenig putzen und polieren und ich besitze sechs Likörgläser aus Messing. Auf einem Tablett. Von meiner Schwiegeroma. Ich meine wie dekadent ist das denn? Likörgläser aus Messing. Und das im Jahr, in dem Messing das neue Kupfer ist.
Öhm, ja, ich krieg mich dann mal wieder ein und stecke die Begeisterung ins Putzen. Denn neben den Likörgläsern gab es noch einige Besteckteile, die ich mitnehmen durfte. Silberne Löffel, Tortenheber, alte Messer. Ich finde es richtig, richtig schön, dass wir die Sachen jetzt hier zu Hause haben. Und beim Benutzen immer an die Familie meines Mannes denken. Eben an die eigene Geschichte.
xx
Jenny